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Gesellschaften im Angesicht der Pandemie

Impfen, ja oder nein?

Li Wenliang wurde bekannt, weil er schon frühzeitig die Gefahren der durch die neue Coronavirus Variante SARS-CoV-2 verursachten Lungenentzündung COVID-19 erkannte und seine ärztlichen Kollegen davor warnte. Er wurde dafür von den chinesischen Behörden wegen „Verbreitung von Gerüchten“ gemassregelt. Li erkrankte später im Verlauf der COVID-19-Pandemie selbst an einer Lungenentzündung und starb im Alter von 33 Jahren an den Folgen dieser Infektion.

Vielleicht ist diese Verwarnung der chinesischen Behörden an Li, die ursprüngliche Rechtfertigung für alle Leugner der Krankheit, oder für Gläubige von Verschwörungstheorien, welche behaupten, dass das Virus in einem Labor für militärische Zwecke gezüchtet wurde und von dort ausbrach. Doch die Führung von China selbst zeigt uns mit ihrem Handeln, dass sie die Gefahr erkannte, die von diesem Virus ausgeht. Die Meinung jener Beamten, dass Gerüchte verbreitet würden, änderte sich im Angesicht der Tatsachen. Selbst der totalitäre Staat China erkannte, dass mit dem Leugnen eines Virus, dasselbe nicht einfach aus der Welt ist.

Im März 2020 wurde in vielen Ländern der westlichen Welt der erste Lockdown verhängt. Dieser war nachvollziehbar und hatte Akzeptanz in der Bevölkerung, die mit solidarischem Handeln dazu beitragen wollte, gesichert und mit etwas Zeit neue Erkenntnisse zu der sehr ansteckenden Krankheit zu gewinnen und vor allem das Gesundheitssystem nicht zu überlasten. Wir lernten soziale Distanz. Unsere Landesväter und Mütter sowie die Repräsentanten der Wissenschaft genossen Aufmerksamkeit und Respekt für die Empfehlungen und das Vorgehen.

In der Folge wurden Beschlüsse nach den Prinzipien der Marktwirtschaft gefasst, um gegen die Pandemie anzukämpfen. Es wurden Milliarden gesprochen, um die Ausfälle für Unternehmen aus den verordneten Schliessungen abzufedern. Es wurde Kurzarbeit als Arbeitnehmerschutz verordnet. Unbestritten haben diese Massnahmen geholfen. Die Frage ist nur wem? Denn z.B. Neugründer, die ihr ganzes Kapital im laufenden Jahr investierten und nun auf Corona Hilfszahlungen angewiesen waren, mussten erst einen Vorjahresumsatz nachweisen, um den prozentualen Anteil der Leistung zu berechnen. Es konnte aber keinen Vorjahresumsatz geben, also gab es auch keine Zahlungen. Auch die Mietkosten verharrten zumeist auf gleichem Niveau, obwohl die nutzbaren Flächen der Geschäfte per Verordnung nicht mehr nutzbar waren. Die Liste der durch die gesetzlichen Massnahmen entstandenen Ungerechtigkeiten könnte noch lange fortgesetzt werden. Man kann es aber zusammenfassend so benennen: Die Hilfsmassnahmen wurden gross veranlagt, waren gut gemeint aber endeten in einer ungerechten Verteilung.

Der grösste Fehler ist aber, dass wir das Virus bekämpfen als stünden wir im Krieg gegen das selbe. «Das Virus besiegen», kommt aus mancher Kehle von Politikern oder aus der Feder von Journalisten. Impfen wird als Waffe gegen das Virus in Stellung gebracht. Allein die Vorstellung, dass wir das Virus besiegen können, ist so widersprüchlich, dass man sich fragen muss, wohin das ganze führt. Reductio ad absurdum*? Erleben wir gerade absurdes Theater? Aus meiner Sicht wird die Gefährlichkeit des Virus nicht bezweifelt. Allein die gesellschaftliche Reaktion darauf ist zumindest bedenkenswert. 

Am Anfang steht die Frage der Übertragung. Das Coronavirus SARS-CoV-2 wird im normalen gesellschaftlichen Umgang in der Bevölkerung hauptsächlich über virushaltige Partikel übertragen, die von infizierten Personen vor allem beim Husten und Niesen sowie beim Atmen, Sprechen und Singen freigesetzt werden. Je nach Partikelgrösse und Eigenschaften wird zwischen grösseren Tröpfchen und kleineren Aerosolen unterschieden. Der Übergang zwischen beiden Formen ist fliessend. Während insbesondere grössere Tröpfchen schneller zu Boden sinken, können Aerosole auch über längere Zeit in der Luft schweben und sich in geschlossenen Räumen verteilen. Beim Atmen und Sprechen, vor allem bei höherer Lautstärke, werden Aerosole ausgeschieden. Beim Husten und Niesen entstehen zusätzlich deutlich mehr Tröpfchen. Übertragungen im Freien kommen insgesamt selten vor und haben nur einen geringen Anteil am gesamten Infektionsgeschehen. Wird der Mindestabstand eingehalten, ist im Aussenbereich aufgrund der Luftbewegung die Möglichkeit einer Ansteckung sehr gering.

  • Es ist absurd, dass für die Arbeit und den Weg zur Arbeit Kontakte in Kauf genommen werden. In der Freizeit aber Kontakte mit Ausgangssperren unterbunden wurden, was schlussendlich nur dazu führte, die Menschen in die Innenräume zu zwingen, wo die Ansteckungsgefahr am höchsten ist.
  • Es wird suggeriert, die Impfung sei die Superwaffe, um den vermeintlichen Krieg gegen das Virus zu gewinnen. Man spricht von Licht am Ende des Tunnels. Einen Krieg gegen ein Virus zu gewinnen ist aber kaum möglich. Und ein Blick auf die Eigenschaften der Superwaffe Impfung zeigt, dass der Krieg damit alleine auf keinen Fall zu gewinnen sein wird.
  • Das Virus mutiert: Da sich das Virus verändert, ist davon auszugehen, dass der Impfstoff immer wieder neu angepasst werden muss. Ähnlich dem Impfstoff der Influenza-Impfung.
  • Impfstoff-Wirkungsdauer: Derzeit ist nicht bekannt, wie lange die Wirkung des Impfstoffs anhält, also wie lange Antikörper im Blut eines geimpften Menschen sind. Auch ist nicht bekannt, ob es bloss darauf ankommt, dass die Antikörper im Blut kursieren oder wie viel über die Gedächtniszellen läuft. Die T-Gedächtniszellen haben die Funktion eines immunologischen Gedächtnisses und verbessern den Schutz eines Menschen bei einer erneuten Infektion mit demselben Erreger.
  • Erneute Ansteckung bei Mutation: Niemand weiss bisher, ob man sich bei einer Mutation des Virus erneut infizieren kann. Ich gehe davon aus, dass man sich wieder anstecken kann, aber die Krankheitsverläufe insgesamt milder verlaufen werden.
  • Virus-Antikörper-Verbindung: Manchmal verbindet sich das Virus mit Antikörpern im Körper und löst noch heftigere immunologische Antworten hervor. Auch dieser Fakt muss bei Impfstoffen beobachtet werden.

Wir müssen umdenken. Das Virus ist da. Wir können es nicht mehr beseitigen und schon gar nicht besiegen. Wir müssen lernen, es als das wahrzunehmen, was es ist. Es ist der Erreger einer lebensbedrohlichen Krankheit. Wir müssen lernen mit dem Virus zu leben. Wir müssen unseren Alltag neu gestalten, damit ein Leben ohne Angst möglich ist. Wir sollten darauf schauen, dass die Menschen so viel wie möglich Zeit draussen im Freien verbringen. Wir sollten soziale Distanz ernst nehmen und bei einer Verkürzung der Distanz, sicherstellen, dass wir niemanden gefährden. Wir sollten den Respekt vor dem Leben weiten und die Rücksichtslosigkeit im Befrieden unserer Bedürfnisse dem freiwilligen Verzicht unterordnen, der nachweislich uns allen gut tut.

Vielleicht sollten wir es ähnlich angehen wie bei HIV. Längst hat HIV seinen Schrecken der Anfangszeit verloren und ist Teil unseres Alltags geworden. Es gibt keine Impfung gegen HIV aber AIDS lässt sich therapieren. Zudem kennen wir die Übertragungswege und schützen uns entsprechend. HIV ist berechenbar geworden. Dies könnte auch eine Zielsetzung im Umgang mit Sars2 Covid-19 sein.

Wenn wir den politisch Verantwortlichen etwas vorhalten können, so ist es der Umgang mit den alten Menschen. Diese Menschen bilden die grösste und ebenfalls am stärksten betroffene Risikogruppe. Dies war eine der unverzeihlichsten Fehlentscheidungen der Verantwortlichen. Wir erlebten erneut eine gutgemeinte Absurdität. Pflegebedürftige und Alte wurden in der Hochphase der Pandemie isoliert, - natürlich im Innenraum, wo die Ansteckungsgefahr am höchsten ist. Ihnen wurde mit der Isolation das letzte genommen, was für ein würdevolles Leben wichtig war. Sie durften ihre Angehörigen nicht mehr empfangen, und viele starben einsam.

Es scheint Einigkeit um die Erkenntnis zu geben, dass das Virus im letzten Lebensabschnitt eines Menschen oder bei Menschen mit Vorerkrankungen den grössten Schaden anrichtet, auch wenn man zunehmend von jüngeren Erkrankten hört. Und es ist richtig, die ältere Generation zuerst zu schützen. Aber es ist ein Trugschluss, dass man als jüngerer Mensch nichts zu befürchten hat und deshalb auf einen Schutz, verzichten könne. Denn jeder, auch unsere Kinder, können von der Pandemie getroffen werden. Es war auch damals ein Irrglaube, als man davon ausging, dass nur Drogensüchtige und Homosexuelle von HIV betroffen sind.

Schärfen wir unseren Sinn für die Gemeinschaft. Wir sollten nicht alle unsere Energie auf den Kampf gegen das Virus fokussieren, sondern wir sollten unsere Lebenskraft für die Gestaltung eines würdigen Daseins investieren und dabei lernen, mit dem Virus zu leben. Was wenn die Impfungen nicht zur gewünschten Herdenimmunität führen? Wollen wir dann weiter ökonomisch auf die Pandemie reagieren und mit immer wiederkehrenden Lockdowns die ohnehin schon bestehende Spaltung in der Gesellschaft weiter verschärfen? Wir können das Virus nicht kaufen oder verkaufen. Es ist da und wird da bleiben. Wir können uns wirksam schützen, indem wir dem Virus die Übertragungswege erschweren, ähnlich wie gegen HIV das Kondom, hilft es eine Maske zu tragen, Hygiene zu beachten und Distanz zueinander zu wahren.

Und sie leben unter uns, wenn auch in einer Minderheit. Sie sind jene Menschen, die sich trotz aller Erkenntnis ihrer Freiheit beraubt fühlen, wenn sie eine Maske tragen sollen. Es sind die gleichen, welche sich schon gegen das Sicherheitsgurte tragen im Auto ihrer Freiheit beraubt sahen und mit dem Rauchverbot ihr Grundrecht auf Freiheit, wider besseren Wissens, mit Füssen getreten erlebten. Der Freiheitstraum dieser Menschen endet nicht dort, wo das Ausleben von Freiheit sich selbst und andere einschränkt oder gefährdet. Ihre Vorstellung von Freiheit entspricht eher Motiven von Gesetzlosen, die alles machen dürfen, wie es ihnen passt. Sie erkennen nicht, dass die Kehrseite der Medaille der Freiheit, die Verantwortung ist. Wer verantwortlich handelt, muss sein Recht auf Freiheit nicht einklagen. Wer sich verantwortlich äussert, muss sein Recht auf Redefreiheit nicht einfordern. Verantwortung hat etwas mit Rücksicht zu tun. Seine Freiheiten zu wahren hat daher auch etwas mit Verzicht zu tun. Nämlich der Verzicht darauf, auf die Richtigkeit der eigenen Meinung zu drängen, und sich vom Missionieren derselben loszusagen, und gleichzeitig andere Meinungen zuzulassen. Dies bedeutete dann Öffnung zur Vielfalt, bedeutete Meinungstoleranz und Freiheit für die Gedanken.

Und es wäre ein Fortschritt, wenn wir mit unserem politischen Handeln auch diesen Menschen gegenüber tolerant und rücksichtsvoll begegneten. Ich stelle mir vor, dass sie ganz anders reagierten, wenn man sie um ihre Mithilfe bitten würde, als sie mit «Du sollst…» und mit «Verboten» zu bevormunden. Der Hass, der sich immer tiefer in ihren Seelen frisst kommt aus der Ohnmacht gegen die da oben (wer immer auch damit gemeint sei), welche ihnen nur vorschreiben, sie aber nicht erhören. Es täte jedem von uns und der Gesellschaft gut, wenn wir als Mitstreiter und wichtiger Teil des Geschehens wahrgenommen, und nicht nur als willenlose Figuren auf dem Schachbrett der Politik oder als Melkkühe der Ökonomie verstanden würden.

Die Freiheit aber wird einem nicht gegeben. Wer darauf wartet, dass ihm Freiheit zugesprochen wird, wird nie frei sein. Wer nur einer fixen Idee folgt, tauschte die Gedankenvielfalt gegen die Einfältigkeit. Alles was an Lehrsätzen gut ist, wird erst gut, wenn es Teil unserer selbst geworden ist. Erst dann sind wir von der reinen Lehre befreit und es weitet sich unser Bewusstsein. Wer nur der einen Lehre folgt, um ein Teil derselben zu werden, ist nicht frei, sondern ist Gefangener dieser Lehre.

Mit anderen Worten. Weder die Politik noch die Querdenker haben recht. Sie beide vertreten ihre Standpunkte und bedienen ihre jeweilige Klientel mit entsprechend gefärbten Informationen. Die Wahrheit liegt dazwischen. «Impfen ja oder nein» muss eine individuelle Entscheidung bleiben. Die Impfung selber ist genauso wenig Teufelswerk wie sie das Allheilmittel gegen die Pandemie ist. Entscheiden soll das jeder für sich selbst. Verantwortungsbewusstsein und Bescheidenheit sind gute Berater.

* Reductio ad absurdum - Wenn sich aus einer Annahme ein Widerspruch herleiten lässt, gilt: Wenn die Annahme wahr ist, ist auch der Widerspruch wahr. Ein Widerspruch kann aber niemals wahr sein. Die Annahme kann daher nicht wahr sein, muss also falsch sein. (Wikipedia)

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Über den Autor

HW

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Hallo, ich bin Hermann.

Ich bin der Vater von drei Kindern, die mir alles bedeuten. Ich kam am 13.08.1961 in Winterthur zur Welt. Das war der Tag, an dem die Berliner Mauer gebaut wurde. Sie hielt bis zum 9.11.1989. Ich stehe noch. Allerdings hat mich diese Mauer immer und immer wieder beschäftigt. Sie steht für eine gewaltsame Trennung von Menschen. Die freiwilligen Trennungen sind aber auch nicht besser. Ich weiss es. Ich bin schon dreimal geschieden. Diese Webseite entsteht für meine Kinder. Danken möchte ich all den lieben Menschen, die mich mein Leben lang begleitet, inspiriert und geliebt haben. 

Ich bin auch der Betreiber dieser Webseite und für die Inhalte verantwortlich.

 

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