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Gedanken zur festlichen Zeit 14/15

Erste Weihnachten nach meiner schweren Depression

Am Ende dieses, für mich persönlich schwierigen Jahres, mache ich mir erneut Gedanken um Sinn und Lebenszweck meiner selbst und des menschlichen Wesens an sich. Ich war lange der Meinung, dass jeder seines eigenen Glückes Schmied ist und verstand es so, dass alles was von mir selber ausgeht mein persönliches Glücksempfinden stärkt. Alles was von aussen kommt, also alles was ohne eigenes Zutun entsteht, eine Art von Glück zweiter Klasse darstellt. Mit dieser Erkenntnis habe ich dann begonnen aufzubauen, gut zu sein,  wurde Philosoph, erdachte und spannte ein Liebesnetz um mich und die Welt, liebte mich und alle andern, glaubte Bedeutung zu haben, war Optimist, wurde zum Retter und gutherzigen Unterstützer, krampfte für ein bisschen Anerkennung und Liebe bis die Energie nachliess und einer dunklen Erschöpfung wich. Gefühle wie Freude, Liebe, Hass und Anteilnahme verkümmerten einer verdorrenden Pflanze gleich.

Aus dieser Erschöpfung hätte ich alleine nicht zurückgefunden. Auf einmal merkte ich, dass ich bei all meinem Streben nach Unabhängigkeit und Freiheit, dass ich bei all meiner Bereitschaft dafür zu leisten und alles zu geben vergessen habe zu leben. Erst als ich erkannte, dass ich und mein Glück in direkter Abhängigkeit zu meinem Umfeld stehen, erst als ich mich für fremde Hilfe öffnete merkte ich, welch wunderbare Kraft aus der Bereitschaft anzunehmen entstehen kann. Damit wurde auch meine These über die zwei Klassen des eigenen Glücks zur Neueinschätzung frei und ich habe erfahren, dass auch Dankbarkeit ein glückbringendes Gefühl sein kann.

Ich habe immer geglaubt, dass Lebensqualität, Vergnügen und Weisheit ein Geburtsrecht seien und mir mit den Jahren automatisch geschenkt würden. Ich hätte nie gedacht, dass ich lernen müsste, wie man richtig lebt - dass es unterschiedliche Disziplinen und Wege gibt, die Welt zu sehen, bevor ich tatsächlich ein einfaches, glückliches und unkompliziertes Leben führen kann.

Dan Millman (* 1946) - Film: Peaceful Warrior (2006)

Manch einer sucht sein Glück in Gemeinschaften, seien es Vereine, Religionen oder politische Organisationen. Alleine die Tatsache, dass die Mitglieder in solchen Organisationen ähnliche Standpunkte vertreten schafft ein Gefühl von Vertrautheit und Geborgenheit. Auch die eigene Stimme bekommt im Chor von Gleichgesinnten mehr Kraft. Das schafft ein Gefühl von Stärke und Überlegenheit. Allerdings sind auch Gefahren damit verbunden. So kann gemeinsames Gedankengut verheerende Folgen für eine individuelle Geisteshaltung haben. Wird von einem Individuum solchen Gemeinschaften zu viel Bedeutung zugeschrieben, entstehen Erpressbarkeit, Gruppenzwänge und Aufgabe der Selbstreflexion.

Meine Wahrnehmungen zu den Ereignissen in diesem Jahr und die Beobachtungen zu Gemeinschaften haben eines gemein. Sie sind beide gut solange keine Selbstaufgabe für die Sache gefordert wird. - Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied. - Darüber muss ich nachdenken.

In diesem Sinn wünsche ich Euch allen besinnliche Feiertage und ein glückreiches Jahr 2015
Danke allen, die an meinem Glück im 2014 teilhatten.

Hermann

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Über den Autor

HW

HW

Hallo, ich bin Hermann.

Ich bin der Vater von drei Kindern, die mir alles bedeuten. Ich kam am 13.08.1961 in Winterthur zur Welt. Das war der Tag, an dem die Berliner Mauer gebaut wurde. Sie hielt bis zum 9.11.1989. Ich stehe noch. Allerdings hat mich diese Mauer immer und immer wieder beschäftigt. Sie steht für eine gewaltsame Trennung von Menschen. Die freiwilligen Trennungen sind aber auch nicht besser. Ich weiss es. Ich bin schon dreimal geschieden. Diese Webseite entsteht für meine Kinder. Danken möchte ich all den lieben Menschen, die mich mein Leben lang begleitet, inspiriert und geliebt haben. 

Ich bin auch der Betreiber dieser Webseite und für die Inhalte verantwortlich.

 

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