Gedanken zur festlichen Zeit 08/09
Ich weiss nicht, ob es besser wird, wenn es anders wird. Aber es muss anders werden, wenn es besser werden soll.
Georg Christoph Lichtenberg
Ich erfreue mich guter Gesundheit und kontinuierlicher Schaffenskraft. Auch mein seelisches und geistiges Leben sind im Gleichgewicht. Einzig im wirtschaftlichen Leben kann ich, nach all den Jahren, immer noch nur auf mittelmässige Erfolge zurückschauen. Ich müsste mich wiederholt von Grundsätzen trennen, die mir das Leben wertvoll machen, um im wirtschaftlichen Sinne erfolgreich zu werden. Das führte mich nach reiflicher Überlegung zum Schluss, dass wenn man mich alleine nach der Kaufkraft bewertete, ich eigentlich wertlos bin.
Woher kommt den dieses Streben nach mehr und nach Macht? Immer schöner, immer schneller, immer weiter, wer verlangt denn danach? Sind es die Spitzensportler, die es uns vormachen oder die Politiker, oder vielleicht die Reichen oder doch die Medien? - Es wäre viel zu einfach wenn man die Bürde der Schuld einfach an eine oder mehrere Gruppen adressierte. Nein, wir tragen diese Schuld in unserer einfachen und egoistischen Gesinnung und in unserer kollektiven Ohnmacht gegenüber Missständen in Institutionen und Systemen.
Was kann ich alleine schon gegen ein System oder eine Krise unternehmen? - Glaubt vielleicht jemand, dass sich durch Rücktritt und freiwillige Rückzahlung zu Unrecht erworbener Gelder einzelner Banker, das System der Banken ändern wird? Oder glaubt jemand dass sich überhaupt etwas verändert wenn Köpfe rollen? Die Geschichte zeichnet ein anderes Bild. Folter hat nie zum Ziel geführt. An den Pranger stellen hat niemanden und schon gar nicht die Gesellschaft verbessert. Einzig dem Gedanken "Schuld und Sühne" wurde damit Rechnung getragen und die Rachegelüste der einfachen, emotional aufgewühlten Geister wurden damit befriedigt. Was bleibt uns denn anderes als die leise Befriedigung wenn einem gescheiterten Einflussreichen mal die Rechnung präsentiert wird. - Kann ich wirklich nichts dazu beitragen?
Betrachten wir die Gesellschaft als einen Organismus, so stellen wir fest, dass Exzesse immer wieder wie eine Krankheit erscheinen und Heilmittel in Form neuer gesellschaftlicher Vereinbarungen dafür gefunden werden mussten. Solange aber nicht neue Erkenntnisse, wie die Anerkennung der Menschenrechte vor 60 Jahren, ihren Weg ins Bewusstsein der Menschen, und damit zum gesellschaftlichen Respekt gefunden haben, solange verkauften die Religionen den verängstigten Menschen himmlische Zuflucht unter Androhung höllischer Qualen, konnte man versklaven, ausbeuten, opfern, inquirieren und Minderheiten ausgrenzen.
Es ist vielleicht gewagt am heiligen Kalb des Kapitalismus zu kratzen, aber sollten wir wirklich einem System vertrauen, dass die Schere zwischen arm und reich immer weiter öffnet, und das ca. alle 60 Jahre kollabiert? Unser Geldsystem braucht dringend eine Reform. Zins und Zinseszins bewirken eine ständige Umverteilung des Kapitals von arm nach reich.
Es gibt schon Ansätze und Vorschläge für eine Neugestaltung unserer gehetzten Gesellschaft und unserer kranken Systeme. Da wären die Theorien einer natürlichen Wirtschaftsordnung von Silvio Gesell, der von 1862 -1930 lebte und die Begriffe Freigeld und Freiland schuf. Da gibt es die Gedanken und Theorien um ein bedingungsloses Grundeinkommen, das von den Herren Daniel Häni und Enno Schmidt in einem Film-Essay vorgestellt und vertieft wurde und nicht zuletzt von Götz W. Werner, Gesellschafter und Aufsichtsrat des dm-drogerie marktes mit rund 30000 Mitarbeitern in Europa, im Projekt "Unternimm die Zukunft" mitgetragen wird.
Auch die Bewegungen weg vom unbedachten Umgang mit den Ressourcen der Erde spielen dabei eine wichtige Rolle. Allein die Tatsache, dass wir Nahrung für ca. 12 Milliarden Menschen hätten und täglich ca. 1000 Kinder an Hunger sterben sollte uns nachdenklich machen und die Energie zum Überdenken der Systeme freisetzen. Manch einer wird erst durch eine Krankheit zum Nachdenken über sein Leben gezwungen. - Aber muss man erst krank werden um Nachzudenken? - Was hindert uns daran schon etwas früher damit zu beginnen. Was hindert uns daran Gedanken an ein menschenwürdiges Dasein jetzt schon zu denken und vielleicht heute damit zu beginnen gewonnen Erkenntnisse umzusetzen und morgen neue umweltverträglichere und menschenwürdigere Systeme zu leben. Damit man aber einen klaren Gedanken fassen kann, muss man inne halten, muss man Luft holen, muss man für einen Moment zur Ruhe kommen.
- Der erste Schritt heisst also Entschleunigung.
- Die Energie dieses Jahrhunderts heisst Kreativität.
- Das Motto: "Mut zur Freiheit".
Meine besten Wünsche für euch alle zum neuen Jahr, mögen gute Gesundheit und Erfolg Eure besten Begleiter sein, und mögen Eure Gedanken und aktiven Diskussionen um die aktuellen Probleme zu guten Lösungen für uns und unsere Nachkommen führen.
Wer nichts Böses tut, hat damit noch nichts Gutes getan.
Karl Heinrich Waggerl
Euer Hermann (Wieland)
Über den Autor
HW
Hallo, ich bin Hermann.
Ich bin der Vater von drei Kindern, die mir alles bedeuten. Ich kam am 13.08.1961 in Winterthur zur Welt. Das war der Tag, an dem die Berliner Mauer gebaut wurde. Sie hielt bis zum 9.11.1989. Ich stehe noch. Allerdings hat mich diese Mauer immer und immer wieder beschäftigt. Sie steht für eine gewaltsame Trennung von Menschen. Die freiwilligen Trennungen sind aber auch nicht besser. Ich weiss es. Ich bin schon dreimal geschieden. Diese Webseite entsteht für meine Kinder. Danken möchte ich all den lieben Menschen, die mich mein Leben lang begleitet, inspiriert und geliebt haben.
Ich bin auch der Betreiber dieser Webseite und für die Inhalte verantwortlich.