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Gedanken zur festlichen Zeit 07/08

Ich breche heute mit einem Grundsatz, der hiess: Ich verschicke keine Grüsse zu Festtagen. Dieser Grundsatz ist entstanden, weil ich bezweifelte, dass ein solcher Gruss, vor allem von Firmen, ehrlich und mit Freude versandt wurde und ich sah es deshalb als Verschwendung und Beitrag zum Generieren von Papiermüll. Weil ich aber dieses Jahr kaum Grüsse, weder zu Geburtstag noch zu Weihnachten, von Unternehmen erhalten habe, glaube ich, dass diese unsinnige "Werbung" für einmal dem leidenschaftlichen, warmen und auch herzlichen Grusse gewichen ist. Es ist dies eine sehr positive Entwicklung, der ich gerne mit ein paar festlichen Gedanken an und mit euch folge. 

Wenn ich etwas vermisse in einer stets technischer werdenden Welt, und alle Welt weiss, dass ich Technik mag, so ist dies, dass immer weniger Zeit zum Leben bleibt. Diese Zeit bemesse ich nicht an der Restzeit, die mir zu leben erlaubt ist, sondern vielmehr an der Zeit, die mir zwischen Erledigen von diesem und dem Erarbeiten von jenem, zum Entspannen bleibt. Wir alle brauchen aber diese Zeit. Sie ist die wahre Quelle der schöpferischen Kraft. Auch das Thema Jugendgewalt müsste wahrscheinlich eher von dieser Seite angegangen und nicht als Ausländerproblem aus unserem sauberen Gewissen verdrängt werden.
Unsere Kinder und wir haben es immer schwerer in unserer informationsüberladenen Gesellschaft Ruhe zu finden und selber schöpferisch tätig zu werden. Es ist wichtiger berühmt zu werden und/oder andere nachzuahmen als seine eigene Kreativität zu fördern. Casting-Shows als neue Volksverdummung tragen ihren Teil dazu bei. Es ist wichtiger mit coolen Sprüchen im Trend zu bleiben, als einen klaren sinnvollen Gedanken zu formulieren. Comedy Shows und politische Kampagnen tragen ihren Teil dazu bei. Es scheint auch, als würden neuerdings Werbeblocks mit Filmen und/oder Sport unterbrochen, auf alle Fälle kann man kaum mehr etwas Interessantes ungestört ansehen oder anhören. Selbst wenn wir es schaffen, einmal bewusst auszugehen, etwas Feines zu essen und einen interessanten Dialog zu führen oder uns ein Konzert, Theater oder einen Film im Kino anzusehen, findet sich sicher jemand, der bzw. die es nicht lassen kann während dieser Zeit SMS zu lesen und zu beantworten. - Apropos Handy, Vielleicht hat der eine oder andere auch schon beobachtet wie zwei "Verliebte" Arm in Arm spazierten und jeder mit seinem Handy am Ohr mit jemandem anderen gesprochen hat. Selbst der Rausch der Liebe wird modernen Unterbrechungen geopfert.


Wir können jetzt ableiten, dass die neuen Medien wie Fernsehen, Radio, Handy und Internet Schuld daran haben, dass wir soviel Oberflächlichkeiten erfahren, dass Gewalt so leicht vorgemacht werden kann oder dass es kein unterbrechungsfreies Leben mehr gibt. Dem ist nicht so. Allein der Umgang mit den neuen Medien entscheidet. - Für Kinder und Jugendliche sollten zeitliche Limiten für die Nutzung und regelmässige Kontrollen und Gespräche zum konsumierten Inhalt gelten und für Erwachsene die Gewissensfrage der Notwendigkeit. Zudem wäre es wünschenswert, wenn die Programmverantwortlichen von Funk und Fernsehen sich mehr auf Inhalte statt auf reine Vermarktung konzentrierten. Aber der Schlüssel bleibt die Zeit. Wenn wir nicht jede Minute unserer Zeit Börsenkurse abfragen müssen, Wetterbericht hören wollen, Neuigkeiten konsumieren oder auf unser Handy oder E-Mail-Konto schielen ob eine Nachricht eingegangen ist, wenn wir unserer angeborenen Schau- und Sensationslust, aus sicherer Distanz Leiden anderer zu beobachten, zu widerstehen lernen, wenn das Neuste aus diesem Jahr auch im nächsten Jahr noch gut genug für uns ist, wenn wir uns bewusst mit Bescheidenheit gegen den Strom der Informations- Werbe- und Konsumflut stellen, können wir wieder wertvolle Stunden wahren Lebens gewinnen. Ruhe, - ungestörte Ruhe wirkt auf diese künstlich geschaffene Hektik wie Brot für die hungernde Seele. Allein aus dieser Ruhe entsteht aufbauende Kraft. Aus ihr entsteht Leben, aus ihr entsteht Liebe.

Ich wünsche euch allen ein frohes, ruhiges und gesundes 2008
HW

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Über den Autor

HW

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Hallo, ich bin Hermann.

Ich bin der Vater von drei Kindern, die mir alles bedeuten. Ich kam am 13.08.1961 in Winterthur zur Welt. Das war der Tag, an dem die Berliner Mauer gebaut wurde. Sie hielt bis zum 9.11.1989. Ich stehe noch. Allerdings hat mich diese Mauer immer und immer wieder beschäftigt. Sie steht für eine gewaltsame Trennung von Menschen. Die freiwilligen Trennungen sind aber auch nicht besser. Ich weiss es. Ich bin schon dreimal geschieden. Diese Webseite entsteht für meine Kinder. Danken möchte ich all den lieben Menschen, die mich mein Leben lang begleitet, inspiriert und geliebt haben. 

Ich bin auch der Betreiber dieser Webseite und für die Inhalte verantwortlich.

 

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